Allgemeine Informationen zum Prinzip von Bürgerbussen

Warum wird in den südlichen Ortsteilen Ilmenaus über einen Bürgerbus nachgedacht? Und was kann man sich unter einem Bürgerbus vorstellen?

Die Organisation von Mobilität insbesondere im ländlichen Raum ist und wird eine zunehmende Herausforderung in unserer Region. Der Bevölkerungsrückgang erschwert den wirtschaftlichen Betrieb des Linienverkehrs im ÖPNV, Kraftstoffpreise steigen. Der berechtigte Wunsch der Menschen nach gesellschaftlicher Teilhabe ist immer schwieriger zu gewährleisten. Einkäufe, Arztbesuche oder Freizeitaktivitäten sind vor Ort nicht oder nur eingeschränkt möglich. In den Ortsteilen im Thüringer Wald müssen die Bewohnerinnen und Bewohner teils sehr lange und beschwerliche Wege bis zu den Bushaltestellen bewältigen. Dies trifft insbesondere die Bewohnerinnen und Be-wohner von Stützerbach und Manebach, die weit abseits der von den Bussen befahrenen Haupt-straßen wohnen. Aber auch die Frauenwälder, deren Busverbindung teils nur bis zur Kreuzung Rennsteig geht.

Eine Ergänzung zum ÖPNV könnten in Zukunft Bürgerbusse oder Bürgerrufautos darstellen, die von ehrenamtlichen Fahrerinnen und -fahrern gefahren werden.

Ein Bürgerbus könnte zum Beispiel auch Straßen und Wohngebiet abseits der Durchgangsstraßen anfahren und seine Fahrgäste zu verschiedenen Zielen bringen. Er könnte aber auch nur innerhalb der Ortsteile unterwegs sein.

Solche Angebote ließen sich bedarfsorientiert gestalten und könnten an die Gegebenheiten und Bedarfe der Einwohnerinnen und Einwohner vor Ort angepasst werden. Zudem könnte dieser Verkehr mit einem Elektrofahrzeug umweltfreundlich gestaltet werden.

 

Wie groß ist ein Bürgerbus und wer darf ihn lenken?

Ein Bürgerbus ist in der Regel ein Kleinbus, der neben dem ehrenamtlichen Fahrer bzw. der Fahrerin mit bis zu 8 Personen unterwegs sein kann. Unbedingt erforderlich ist natürlich, dass der Fahrer (oder die Fahrerin) den Führerschein Klasse B hat und sich persönlich dazu in der Lage sieht, ein solches Fahrzeug mit der entsprechenden Umsicht und Zuverlässigkeit zu steuern. Eine gründliche Einweisung und Probefahren ist selbstverständlich. Ein sogenannter Personenbeförderungs-schein ist nicht unbedingt erforderlich, wird aber empfohlen. Dieser könnte sowohl dem Fahrer bzw. der Fahrerin selbst hilfreiche Bestätigung sein, als auch den Fahrgästen.

Insbesondere dann, wenn als Organisationsform ein Bus auf Abruf eingerichtet würde, ist eine Zentrale erforderlich, bei der die Fäden des Bürgerbusses zusammenlaufen. Dort würde angerufen werden, die Fahrten zusammengestellt, die Fahrer eingeteilt, usw..

 

Gibt es funktionierende Bürgerbusangebote in Thüringen oder auch anderen Bundesländern?

Bereits Mitte der 80er Jahre starteten die ersten Bürgerbus-Modellvorhaben in Deutschland unter dem Motto „Bürger fahren für Bürger“.
Inzwischen sind rund 500 Bürgerbusse in Deutschland in Betrieb. Die meisten, d.h. rund 150, in Nordrhein-Westfalen. Gefolgt von den Bundesländern Hessen, Rheinland-Pfalz, Niedersachsen und Baden-Württemberg.
Aber auch in Thüringen fahren in verschiedenen Regionen seit mehreren Jahren Bürgerbusse. So zum Beispiel in Stadtroda, Bad Elster oder Bad Frankenhausen.

Mehr zu diesen Beispielen hier:

Bürgerbus Bad Frankenhausen (kurzes Video)
Bürgerbus Bad Elster
Bürgerbus Stadtroda
Landmobil Buttstädt

Einzelne dieser Initiativen hatten sich im Juni bei einer Informationsveranstaltung in Stützerbach vorgestellt und mit den Anwesenden ihre Erfahrungen geteilt.

Es soll aber auch nicht verschwiegen werden, dass es von der ersten Idee zu einem Bürgerbus bis zur Umsetzung manchmal Jahre dauert, bevor alle Vorbereitungen getroffen sind. Einzelne Bürgerbusvorhaben in Thüringen sind auf dem Weg zur Umsetzung auch schon gescheitert. Und dies eher aus fehlendem Interesse und fehlender Mitwirkung der Bürgerschaft, als aus fehlender Finanzierung der Fahrzeuge. Denn eine Finanzierung ist oft über Fördergelder möglich.
So wäre auch die Finanzierung eines E-Kleinbusses inkl. einer Ladesäule und eigener Photovoltaikanlage im Ilm-Kreis z.B. über eine LEADER-Förderung denkbar.

Im Herbst 2022 fand eine Umfrage bei den Bürgern der drei Ortsteile zum Thema statt:
Es wurden ingesamt mehr als 200 Fragebögen ausgefüllt. Dahinter stecken rund 350 Personen. Somit haben wir einen Rücklauf von rund 10 % der Bevölkerung. Dies ist eine sehr beachtliche und belastbare Zahl!
Es haben sich über 30 Personen gemeldet, die sich - Stand heute - vorstellen könnten, bei der Organsiation des Bürgerbusses aktiv mitzuwirken und/oder als Busfahrer/innen tätig zu werden. Zahlreiche Personen gaben an, den Bus mind. 1-2 mal pro Woche oder 1-2 mal Pro Monat bei angemessenen Fahrtkosten nutzen zu wollen.

Aufgrund dieser Rückmeldungen entschied sich die AG dazu, zeitnah ein Konzept für einen Bürgerbus in enger Zusammenarbeit und Abstimmung mit der Stadtverwaltung, dem Ilm-Kreis und dem IOV zu erarbeiten.

Die ersten Weichen für eine erfolgreiche Umsetzung des Bürgerbusvorhabens sind also bereits gestellt.